Smart Water Future India: Intelligentes Wassermanagement für Indiens Städte
Mit 1,7 Millionen Einwohnern auf 257 Quadratkilometern ist Coimbatore eine der über 50 typischen von der Industrie geprägten Millionenstädte Indiens. Schätzungen gehen davon aus, dass die Bevölkerung in den kommenden 30 Jahren um eine weitere Million Menschen wachsen wird. Die Sicherung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ist eines der dringendsten Probleme der Stadt: Vielerorts ist die Versorgung mit Trinkwasser auf ein paar Stunden pro Tag beschränkt, manche Stadtviertel sind noch gar nicht an die Wasserversorgung angeschlossen. Ebenso fehlen Abwasserkanalisation und Kläranlagen.
Als eine der von der indischen Zentralregierung geförderten 100 Smart Cities hat Coimbatore die Möglichkeit, beispielhafte Lösungen zu realisieren und die Weichen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu stellen.
Ziele des Projekts
Am Beispiel der südindischen Millionenstadt Coimbatore, Verkehrsknotenpunkt im Bundesstaat Tamil Nadu, erarbeitete das Projekt eine Strategie für das nachhaltige Wassermanagement einer intelligent vernetzten Stadt. Der Kern des neuen Ansatzes lag darin, die Herausforderungen bei der Stadtentwicklung nicht getrennt nach Sektoren zu betrachten, sondern Lösungen für Wasserversorgung, Energieversorgung und Ernährungssicherheit übergreifend zu entwickeln und intelligent zu vernetzen. Mit der Etablierung eines »Water Innovation Hub« soll das vom Bundesumweltministerium über die »Exportinitiative Umwelttechnologien« geförderte Projekt darüber hinaus deutschen Unternehmen der Wasserbranche den Zugang zum indischen Markt der Wasser- und Abwasserwirtschaft erleichtern.
Methodik: Morgenstadt City Lab
Die Vorgehensweise für die Analyse der urbanen Dynamik und die folgende Strategieentwicklung orientierte sich an der Methodik des »Morgenstadt City Lab«, die im Rahmen der Fraunhofer-Initiative Morgenstadt entwickelt und unter anderem bereits in der georgischen Hauptstadt Tiflis erfolgreich angewandt wurde. Diese umfasste folgende Schritte:
- Verstehen: Interviews mit Experten vor Ort, Analyse des Status Quo des Wassermanagements in Coimbatore
- Einbeziehen: Diskussion der Bedarfe und Potenziale mit lokalen Akteuren und deutschen Experten für Wassertechnologie
- Entwickeln: Konzept für integriertes Wassermanagement unter Einbeziehung der Rückmeldungen
- Netzwerken: Entwickeln eines Konzepts für einen Water Innovation Hub für Süd-Indien in Coimbatore
Stadtanalyse und Stakeholder-Workshop identifizieren zwei Handlungsfelder
Die Stadtanalyse erfolgte anhand von Interviews mit lokalen Experten und der Begutachtung der lokalen Infrastruktur. Die mit der Stadtanalyse identifizierten Bedarfe wurden am 26. Juli 2018 in einem Stakeholder-Workshop, zu dem 30 Teilnehmer aus Verwaltung, privaten Unternehmen, Universitäten und Zivilgesellschaft gekommen waren, diskutiert und bewertet. Hieraus leitete das Projektteam zwei akute Handlungsfelder ab, die im Projekt weiterverfolgt werden:
- Semi-zentrales, integriertes kommunales Wassermanagement:
berücksichtigt auch die Sektoren Energie und Ernährung
- System zur Überwachung der Wasserqualität:
Technologien, um die Qualität von gereinigtem Industrieabwasser, Oberflächengewässern und Grundwasser zu überwachen sowie die Ergebnisse zu visualisieren
Strategiebericht und Stakeholder-Workshops in Deutschland setzen auf Ansätzen auf und entwickeln das Konzept des Water Innovation Hubs
Wie sich in zwei Workshops (25.04.2019 & 19.02.2019) und vielen Gesprächen gezeigt hat, besteht seitens der deutschen Unternehmen ein großes Interesse an einem erleichterten Zugang zum gewaltigen indischen Markt der Wasser- und Abwasserwirtschaft. Nicht nur die Aktivitäten innerhalb dieses Projekts, sondern auch viele parallel laufende Initiativen, die sich im Wassersektor vor Ort engagieren, weisen darauf hin. Mit Blick auf Handlungsempfehlungen konzentrierte sich das Projektteam auf:
- für deutsche Unternehmen relevante Hauptfaktoren:
u.a. Anstreben lokaler Partnerschaften oder die Bereitstellung von Lösungen und weniger von Komponenten, beispielsweise über strategische (Joint-Venture) Zusammenschlüsse
- Instrumentarien der deutschen Exportförderung:
Gestaltung einer langfristigen vor-Ort Marktbetrachtung, Unterstützung deutscher Unternehmen bei der Ausschreibungsidentifikation und Bearbeitung sowie Vermarktung und Wissensaustausch durch den Aufbau von Demonstrationszentren und die Erleichterung der Durchführung von Pilotprojekten
- Wissenschaft:
Entwicklung von technischen Innovationen für hochdynamische gesellschaftliche Prozesse gekoppelt mit sozialen Innovationen für die Tragfähigkeit technischer Lösungsansätze und der politisch-institutionellen Einbettung
Förderung und Projektpartner
Das Projekt »Smart Water Future India« wird von Oktober 2017 bis März 2019 im Rahmen der »Exportinitiative Umwelttechnologien« des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.

Im Projekt arbeiten Experten aus den Bereichen Forschung, Planung und Business Matchmaking zusammen: Neben dem Fraunhofer IGB sind dies das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main, das Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer und die Kölner trAIDe GmbH als Partner für die internationale Geschäftsanbahnung. Der konzeptionelle Ansatz basiert auf der Morgenstadt-City-Lab-Methodik, die Mohr bereits erfolgreich in anderen Projekten angewandt hat.
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Wichtige Aktivitäten:
- 1. Reise nach Coimbatore: März 2018 | Bedarfsanalyse und erste Gespräche mit Stakeholdern vor Ort
- Interdisziplinärer Experten-Workshop: April 2018 | Erfahrungsaustausch und Diskussion erster Strategieoptionen mit deutschen Unternehmen
- 2. Reise nach Coimbatore: Juli 2018 | Stakeholder-Workshop und Konkretisierung Projektansätze
- Strategieentwicklung: August/September 2018
- 3. Reise nach Coimbatore: November 2018 | Vorbereitung langfristiger Kooperationen
- Experten-Workshop: 19. Februar 2019, Frankfurt am Main | Thema: Smart monitoring and data management system for water quality and quantity
- Experten-Interviews zum Kickoff Innovation Hub

Water Innovation Hub:
Im Water Innovation Hub arbeiten deutsche und indische Firmen eng mit Nichtregierungsorganisationen und der Stadtverwaltung zusammen, um auch langfristig Lösungen für ein bedarfsgerechtes Wassermanagement in Indien bereitzustellen. Vor allem kleine und mittelständische deutsche Unternehmen können so von dem Netzwerk profitieren. Die zwei identifizierten Handlungsfelder liefern erste Ansatzpunkte für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien.
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